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Pokern Kneipen- oder Denksport

Das Kartenspiel Poker hat sich in den letzten 20 Jahren vom reinen Glücksspiel mehr und mehr zu einem hochentwickelten Geschicklichkeitsspiel mit Glückseinfluss entwickelt. Das Pokern galt lange Zeit als anrüchig. Dabei hatten viele meist die Bilder aus alten Western-Filmen im Kopf. Dort konnte es beim Pokern leicht passieren, dass ein Pokerspieler erschossen oder wegen Falschspiels am Galgen aufgehängt wurde.

Auch in der etwas moderneren Zeit der 1960er, 1970er und 1980er Jahre hatte Pokern noch immer einen miesen Ruf. Dabei war es nicht unüblich, dass Pokerspieler nach einem großen Gewinn auf ihrem Heimweg aus dem Casino überfallen und beraubt wurden. Zu dieser Zeit fand Pokern oft noch in irgendwelchen Hinterzimmern statt. Die Pokerlegende Doyle Brunson erzählt noch heute derartige Geschichten, wie er sich gegen Überfälle und Anfeindungen zur Wehr setzen musste. Das alles geschah zu Zeiten, als sich das eigentliche Pokerspiel längst weiter entwickelt hatte. Das aus den Western-Filmen bekannte Five Card Draw Poker wurde schon damals kaum noch gespielt. Dabei hatte ein Spieler nur seine eigenen 5 Karten in der Hand und keinerlei Informationen über die Handstärke seiner Gegner. Bei den später entwickelten Pokervarianten wie Texas Hold’em, Omaha oder Stud ist dagegen ein Teil der Karten immer offen, egal ob als Gemeinschaftskarten oder ob sie nur beim Gegner liegen. Dadurch hat jeder geübte Pokerspieler zumindest eine gewisse Vorstellung, wie stark das Blatt seines Gegners ist oder sein könnte.Diese neue Art von Pokern erhielt dann durch zwei geniale Erfindungen einen Riesenschub. Zunächst wurde das Fernsehen durch eine technische Neuerung beim Pokern mit eingebunden. Der amerikanische Pokerspieler und Erfinder Herny Orenstein erfand 1997 die Hole Cam oder Tischkamera. Dabei wurden die verdeckten Karten der Pokerspieler gefilmt und konnten so auf dem Fernsehgerät eingeblendet werden. Als Unterstützung wurden später auch graphische Darstellungen der Spielkarten eingeblendet. Natürlich waren das keine Live-Bilder, sondern alles wurde mit einer größeren zeitlichen Verzögerung gesendet und für das Fernsehen zusammen geschnitten. Die TV-Räume mit den Bildern sind dabei immer streng bewacht und nur wenige Personen haben dort Zutritt während einer Aufzeichnung. Durch diesen Zugang war es den Zuschauern möglich, die Spieltaktiken der Pokerprofis nachzuvollziehen und von ihnen zu lernen. Dadurch wurde Pokern zu einem interessanten neuen Sendeformat für das Fernsehen.

Fast zeitgleich wurde das neue Medium Internet zur zweiten Plattform, durch die das Pokern so sehr an Bedeutung gewonnen hat. Die erste Hand im Online-Poker mit Spiel um echtes Geld wurde am 1. Januar 1998 auf der Plattform von Planet Poker ausgespielt. Zu den mathematisch hochbegabten Personen, die diese Entwicklung massiv voran getrieben haben, gehörten damals die späteren Main Event Champions der World Series of Poker Chris Ferguson und Greg Raymer. Die Tatsache, dass es hochintelligente Studenten waren, die das Pokern so voran gebracht haben, hat sicher maßgeblich dazu beigetragen, das Pokern von seinem schlechten Image zu befreien.

Die Entwicklung der Hole Cam und das Online-Poker hat viele neue Spieler einer ganz anderen Klientel an die Pokertische gebracht. Statt zwielichtiger Zocker waren es nun hochintelligente Mathematiker und weitere begabte Leute, die mit ihren Kenntnissen der Wahrscheinlichkeitsrechnung das Pokern aufgemischt haben.

Als sich dann 2003 auch noch der unbekannte Amateur Chris Moneymaker durch ein 40 Dollar Online-Turnier das 10.000 Dollar Startgeld für das Main Event der WSOP sicherte und danach gegen 838 Gegner ein Preisgeld von 2,5 Millionen Dollar gewann, war der Boom im Pokern nicht mehr zu stoppen.